Vom Fallen und Fliegen

Schönes Autorenleben: Das Buch ist veröffentlicht! Jippieh! Die glückliche Autorin tanzt durch die Wohnung und schnüffelt genüsslich an ihren Belegexemplaren, bevor sie sie stolz jedem zeigt, der nicht rechtzeitig die Flucht ergreift.

 

Ja, das ist bei mir wirklich so, nur dass diese Phase nicht lange anhält. Ein paar Stunden, manchmal sogar einige Tage, doch dann folgt der Sturz ins Bodenlose. 

 

Nach Monaten der Arbeit und Aufregung und Vorfreude folgt da nämlich … nichts. Von Hundert auf Null in einer Sekunde.

 

Da denkt mein Unterbewusstsein offenbar, dass da nun doch noch was Großartiges kommen muss. Und wie es mein Unterbewusstsein so an sich hat, sind die Vorstellungen äußerst diffus. Von Huldigungen in Funk und Fernsehen über tausende von begeisterten Rezensionen,  Angeboten und Anfragen von Großverlagen und Peter Jackson bis zur spontanen Verleihung diverser Preise ist alles drin. Völliger Quatsch, klar.

 

Dagegen ist die Realität ernüchternd. Freunde und Bekannte gratulieren (vielleicht, meist ist es ihnen egal, dass da mal wieder ein Werk von mir erschienen ist), ein bis zwei Rezensionen trudeln ein, für ein paar Tage gurkt der Roman noch in den oberen Zehntausend der Amazon-Charts herum, um allzu bald in die Vergessenheit zu sinken und somit das Schicksal seiner  Vorgänger zu teilen. Ruhe sanft.

 

 

Und obwohl ich das alles vorher wusste, trifft es mich jedes Mal wieder. Eben noch voller hochfliegender Hoffnungen, kurz darauf schon im freien Fall, bereit zur harten Landung in der Realität.

 

Was tun?

 

Ich versuche es so:

 

-Weitermachen. Weiterträumen.

Es gibt noch viele Geschichten, die ich aufschreiben möchte, viele Heldinnen und Helden, die ich begleiten will, viele Länder, die ich in meiner Phantasie bereisen möchte. Also blicke ich nicht zurück, sondern nach vorn. Auf zu neuen Abenteuern!

 

- Meinen Roman nicht aufgeben.

Ist das nicht ein Widerspruch? Nicht unbedingt, wenn ich nicht auf der Stelle trete, sondern auch hier nach vorne strebe und versuche, noch so viel Freude wie möglich mit dem Buch zu haben. Zum Beispiel, indem ich Leserunden veranstalte und die Geschichte ganz neu durch die Augen der Leserinnen erleben kann.  Oder ich lasse Lesezeichen und Postkarten drucken oder nehme Kontakt zu Bloggerinnen auf, die möglicherweise Interesse an dem Roman haben könnten (naja, ich gebe es zu, das fällt mir echt schwer). Alles ist hilfreich, was mir die Begeisterung für den Roman frisch hält.

 

- Mich an dem freuen, was da ist.

Erst mal an dem Roman an sich, an dem Wunder, dass meine Geschichte, von mir erfunden und aufgeschrieben, meine ganz eigene Abenteuerwelt, sich auf zauberhafte Weise nun zwischen zwei Buchdeckeln befindet und jedem offensteht, der sich hineintraut.

Und dann gibt es Rückmeldungen von Leserinnen, die mir das Herz aufgehen lassen. Das müssen ja gar nicht viele sein. Wenn es nur ein oder zwei sind, die diese Geschichte berühren konnte, oder denen sie einfach nur spannende  Lesestunden beschert hat, ist das doch schon all die Mühe wert.

 

Und darum falle ich nicht mehr. Ich erinnere mich daran, dass ich Flügel habe, breite sie aus, und fliege.

 

... vielleicht auch mal die Richtung ändern.
... vielleicht auch mal die Richtung ändern.