NaNo-Lust, NaNo-Frust - Ein Rückblick

Mein fünfter NaNo, und in jedem habe ich etwas gelernt. Zum Beispiel, dass man als Autorin eine hohe Frustrationstoleranz braucht, will sagen, ein dickes Fell. Im November-Ausnahmezustand habe ich jedes Mal einiges über mich erfahren. Das war nicht immer schön, aber vieles hat mir sehr geholfen. Die meisten Lehren und Erkenntnisse gelten nämlich nicht nur für den NaNo. Zum Beispiel:

 

Vergleichen

Wortzahlen: Tag 3 und die ersten haben die 50.000 Wörter schon im Sack. Hat mich im ersten Jahr doch sehr überrascht. Viele frustriert das, mich motiviert das eher. Die Reaktionen auf hohe Wortzahlen haben mir gezeigt, wie viel Neid und Missgunst aufkommen kann. Warum eigentlich? Wenn andere viel schreiben, nehmen sie mir doch keine Wörter weg.

Feedback: Jetzt kommt meine Achillesferse. Im NaNo wird geschnipselt. Jeder berichtet begeistert von seinem Roman. Und erhält ebenso begeisterte Reaktionen. Wenn die ausbleiben, dann ist das für mich sehr schmerzlich und löst starke Zweifel aus. Ist meine Geschichte so mies? Warum schreibe ich überhaupt noch?

Das ist eine super Vorbereitung auf das Veröffentlichen, denn da erlebt man genau das. Andere Romane ernten unzählige lobende Rezensionen, meiner nicht. Mein Schätzchen, an dem ich monate- oder jahrelang gearbeitet habe. So gemein! ;-) Ich sage immer: „Autorin ist man, wenn man trotzdem schreibt.“ NaNo ist ein gutes Training, sich mit seinen Zweifeln auseinanderzusetzen und mit ihnen leben (und schreiben) zu lernen.

 

Faulenzen

Och nö, schon wieder schreiben? Kann ich doch auch morgen noch. Oder übermorgen. Oder nächsten Monat. Geht nicht im NaNo! Die Deadline hilft, am Ball, bzw. am Manuskript, zu bleiben. Durchzuhalten, auch wenn es oft mehr ein Durchbeißen ist. Hat mich oft zu der Erkenntnis geführt: Wenn ich erst mal angefangen habe, läuft es. Interessanterweise scheint es bei mir egal zu sein, ob die Trägheit auf Versagensängsten, Müdigkeit, Ablenkung oder einfach Unlust beruht. Ist die Starthemmung überwunden, geht es besser als gedacht. Das ist die wohl wichtigste Erfahrung aus meinem ersten NaNo.

 

Vertrauen

Nach der Anfangseuphorie das böse Erwachen: Hilfe, wo ist mein Plot? Panik kommt auf, wenn ich nicht weiß, wie es weitergehen soll. Und warum ist nach 60.000 Wörtern noch niemand ermordet worden?

NaNo-Erkenntnis: Nur die Ruhe. Ich habe gelernt, der Magie des Schreibens zu vertrauen. Kommt Zeit, kommt Plot. Bei mir meistens beim Joggen. Oder einfach mal während des Schreibens. Seitdem lasse ich mich nicht mehr verrückt machen. Ich bin kein Detailplotter, und das ist gut so.

 

Durchhalten

Auf meiner Festplatte liegen unzählige Romananfänge. Irgendwann ging mir immer die Puste aus. Der NaNo hat mich gelehrt, durchzuhalten. Schwierige Szene? Öde Passagen? Renitente Helden? Weglegen und einfach einen neuen Roman beginnen, geht im NaNo nicht. Da hilft nur, Augen zu und durchschreiben. Ist der hakende Punkt überwunden, geht es mit neuem Schwung weiter. Eine romanrettende Erfahrung, die mir nach meinem ersten „Ende“ im NaNo 2012 zu vielen weiteren beendeten Romanen verholfen hat.

 

Habt ihr auch im NaNo was gelernt, das euch auch in den restlichen Schreibmonaten des Jahres hilft? Vertraut ihr auf die Schreibmagie oder habt ihr die Erfahrung gemacht, dass ihr besser schreiben könnt, wenn ihr vorher alles genau durchplant?